Die COVID-19-Pandemie 2020 zeigt in besonderer Weise, welchen enormen Beitrag die Familie der Gesellschaft bringt. Zum heutigen Internationalen Tag der Familie erklärt deshalb die UN, welche diesen Tag einst ins Leben gerufen hat: «Es sind die Familien, die die Hauptlast der Krise tragen, ihre Mitglieder vor Schaden schützen, sich um die Beschulung der Kinder kümmern und gleichzeitig ihre Arbeitsverantwortung fortsetzen. Während die Welt darum kämpft, wirksam auf die COVID-19-Krise zu reagieren, gibt es eine echte Gelegenheit, die Funktionsweise unserer Volkswirtschaften und Gesellschaften zu überdenken und zu verändern, um eine größere Gleichheit für alle zu fördern». Ja, die Volkswirtschaft funktioniert nur und dank des unermüdlichen Einsatzes der Familien.
Das Familienportal Swissfamily.ch hebt in einem Artikel zum Tag der Familie ebenfalls die Bedeutung der Freiwilligenarbeit hervor, die zu einem grossen Teil von engagierten Menschen aus Familien geleistet wird: Männer wie Frauen schenken Zeit und wertvolles Wissen. Sie engagieren sich freiwillig in Vereinen und Institutionen aus Freude am Umgang mit anderen Menschen und an ihrer erbrachten Unterstützung. Eine Mehrheit der Menschen, die sich ehrenamtlich betätigen, haben gleichzeitig Familienverpflichtungen.
370 Milliarden Franken
Wird zum ausserfamiliären ehrenamtlichen Engagement noch der weitaus grösste Teil der geleisteten unbezahlten Arbeit, die von Vätern und Müttern in der eigenen Familie und in ihrer Herkunftsfamilie erbracht wird, mitberücksichtigt, steigt der monetäre Wert der gesamten geleisteten unbezahlten Arbeit auf mehr als 370 Milliarden Franken jährlich. Eine beachtliche Leistung, von welcher die gesamte Gesellschaft profitiert.
Die Freiwilligenarbeit ist dabei nur ein Teil der Leistungen, die Familien insgesamt für die Gesellschaft und vor allem auch die Wirtschaft erbringen. Doch die Gesellschaft und insbesondere die Politik verhalten sich angesichts der Bedeutung der Familien relativ passiv. Die Politik nimmt die Leistungen der Familien zwar zur Kenntnis, zögert jedoch, für Väter und Mütter Gerechtigkeit zu schaffen, wenn es zum Beispiel um die Altersvorsorge geht. Es wird weiterhin verkannt, dass erst Familien, die Kinder hervorbringen und erziehen, die Zukunft der Gesellschaft und die Versorgung der vorangegangenen Generation ermöglichen – und dabei grosse finanzielle Einbussen in Kauf nehmen.
Peinlichkeiten
Die von Swissfamily.ch errechneten 370 Milliarden pro Jahr verschaffen einen kleinen Eindruck, was auf die Gesellschaft zukäme, wenn sie auch nur einen Teil der in der Familie geleisteten Arbeit für die kommende Generation aufbringen müsste. Da verblassen die 80 Milliarden schon fast, die die Eidgenossenschaft dieses Jahr wegen der Corona-Krise aufwerfen muss. In diesem Licht ist auch das Seilziehen um die Vergütung von Kita-Beiträge peinlich, die Eltern für die Betreuung von Kindern in den Kitas zahlen müssten, obwohl sie diese wegen der Virusgefahr zuhause betreuten.
Was geschehen würde, wenn die Eltern streiken würden!
Dass sich gerade wirtschaftsnahe Kreise gegen ausgleichende Gerechtigkeit zwischen Singles und Eltern wehren, ist ebenso peinlich. Oft sieht die Wirtschaft in den Familien zwar eine wichtige Ressource und fordert diese bei ausgebildeten Müttern ein. Weithin fehlt aber die Einsicht, dass gerade aus der Politik auch Impulse zur Stützung und Unterstützung der Familien kommen müssten. Dies – in der Wirtschaftssprache gesprochenen – im Sinne einer langfristigen Investition in die «Human Ressources». Der Markt allein tut es nicht.
Stattdessen machen Beispiele die Runde wie kürzlich während der Corona-Krise: Da soll ein Vorgesetzter zu einer Mutter, die ihre Kinder am Anfang der Pandemie plötzlich zuhause schulen und betreuen musste, gesagt haben: «Ich gebe ihnen drei Tage Zeit das zu regeln!» (Quelle: instagram, anyworkingmum).
Endlich Wahlfreiheit schaffen
Wir meinen, Dass die Wirtschaft den Familien angesichts ihrer Leistungen prioritär eine Wahlfreiheit gewähren müsste zwischen einem Engagement für die kommende Generation, welche ihre Leistungen in Wirtschaft, Bildung, Staat und Kultur erbringt oder einem individuell angepassten Engagement in der Arbeitswelt. Das bedeutet vor allem auch eine Anerkennung der familiär erworbenen Kompetenzen wenn es um die Karriereentwicklung geht. Vor allem eine Mutter muss wertfrei entscheiden können, ob Sie zum Beispiel eine Karriere in der Wirtschaft verfolgt, oder sich auf die eigene Familie mit vier Kindern fokussiert. Beide investieren in ein Modell, welches der Gesellschaft erheblichen Mehrwert stiftet, in dem es die Konjunktur fördert (Konsum) und langfristig die Fachkräfte zur Verfügung stellt.
Die Schweizerische Stiftung für die Familie appelliert aber auch an die Männer und Väter: «hier seid ihr genau so gefragt! Denn Gleichstellung und Partnerschaftlichkeit wird nicht im Bundeshaus ausgehandelt. Sie muss in einer Paarbeziehung täglich gelebt und eingeübt werden», erklärt Stiftungsmanager Andreas Link. Die Neue Vereinbarkeit sieht Vereinbarkeit nicht als ein Thema der Mütter, der Frauen, sondern als ein Thema welches beide Partner in einer Beziehung gleichermassen betrifft, wofür beide Teile die gleiche Verantwortung tragen.

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