Das Bundesamt für Statistik hat am Dienstag seine erste Erhebung zu Familien und Generationen nach 1994/95 präsentiert. Sie zeigt deutliche Veränderungen bezüglich Kinderwunsch, Kinderwunsch-Erfüllung und Generationenbeziehungen auf.
(SSF/im.) Wenn sich alle Frauen ihren Kinderwunsch erfüllen könnten, hätten die Schweizer Familien deutlich mehr Kinder. Das ist eines der Ergebnisse der Erhebung zu Familien und Generationen des Bundes.
94 % der Frauen zwischen 20 und 30 in der Schweiz wünschen sich Kinder, meistens zwei oder mehr. Doch 20% der Frauen bleiben kinderlos. Bei Frauen mit höherer Ausbildung (Akademikerinnen) sind es sogar 30%, wie das Statistikamt in einer grossen Umfrage unter mehr als 17.000 Personen erfahren hat. Und dies, obwohl sich auch die Akademikerinnen Kinder wünschen. Und obwohl sie sich bewusst sind, dass dies ihre Karriere behindern könnte. Es gilt: je höher der Schulabschluss, desto eher wird Frauen der Kinderwunsch versagt.
Dies dürfte damit zusammenhängen, dass nach wie vor die Skepsis gegenüber erwerbstätigen Müttern mit kleinen Kindern recht hoch ist, wenn auch sinkend. Heute finden es noch 4 von 10 Männern problematisch, wenn eine Mutter von kleinen Kindern arbeitet. 1994 waren es noch 6 von 10. Bei den Frauen ist die Skepsis deutlich geringer. Sie liegt jetzt bei einem Drittel der Befragten.
Gegenseitige finanzielle Unterstützung
Interessant im Blick auf die Demographie ist die Frage, ob Eltern ihre erwachsenen Kinder – und umgekehrt – bei Bedarf finanziell unterstützen sollten. Die Zustimmung liegt in der Deutschschweiz mit 54% bzw. 57% relativ niedrig. Im Tessin dagegen finden es 72% richtig, dass Eltern ihre erwachsenen Kinder finanziell unterstützen. Die Unterstützung der Eltern durch die Kinder finden sogar 78% richtig. Die Romandie liegt hier im Schnitt dazwischen. Die Zustimmung zu diesen Fragen ist bei den Jungen (15-25) am höchsten, bei den über 65-Jährigen am tiefsten.
Wenig bezahlte Kinderbetreuung
Nach wie vor betreuen 32% der Familien ihre Kinder selbst. Nur 20% nehmen ausschliesslich bezahlte familienexterne Betreuung in Anspruch, wobei jede Form, auch die Tagesfamilie, berücksichtigt ist. Weitere 20% nehmen bezahlte und unbezahlte externe Betreuung in Anspruch – und 27% ausschliesslich unbezahlte. Dabei leisten Grosseltern die Hauptarbeit. Hier gibt es einen Stadt-Land-Graben. In den Grossstädten nehmen rund 60% der Familien ganz oder teilweise bezahlte Angebote in Anspruch.
Der Anteil der kostenpflichtigen Kinderbetreuung ist somit gesamtschweizerisch nach wie vor recht niedrig, obwohl sie politisch hohe Priorität hat. Dazu erklärte Marc Stampfli, stv. Geschäftsleiter des Bundesamtes für Sozialversicherung gegenüber SSF auf Anfrage, dies hänge mit den nach wie vor hohen Beiträgen zusammen, die Eltern, insbesondere aus dem Mittelstand, für die Betreuung aufbringen müssten. Nach seiner Beurteilung würde der Anteil der Betreuung in Kinderkrippen, Tagesstätten und andern professionellen Einrichtungen zunehmen, wenn die Tagesbetreuungskosten sinken würden.
Alte Eltern aufnehmen
Zur Frage, ob erwachsene Kinder ihre Eltern bei sich zuhause aufnehmen sollten, ist die Zustimmung bei den Jungen (46%) am höchsten. Sie sinkt dann kontinuierlich bis auf 16% bei den 65-80-Jährigen. Möchten wohl die älteren Menschen den Jungen nicht zur Last fallen? Oder lehnen sie selbst die intensive Sorge für die noch älteren Eltern ab? Das Bundesamt hat dafür auch keine Antwort.
Das Bundesamt für Statistik hat die ausführlichen Ergebnisse in der Broschüre „Erhebung zu Familien und Generationen 2013“ publiziert. Bestellung (Fr. 10.00) bei order(at)bfs.admin.ch
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