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Jugendgewalt rückläufig – aber es gibt neue Herausforderungen für die Prävention


Die Jugendgewalt hat noch vor fünf Jahren für Aufsehen und Schlagzeilen gesorgt. Seither ist es um das Thema stiller geworden. Nun präsentiert der Bund die Resultate seines Präventionsprogramms „Jugend und Gewalt“.

(SSF/im./PD) Bund, Kan­to­ne, Städ­te und Ge­mein­den ar­bei­ten seit 2010 bei der Be­kämp­fung von Ju­gend­ge­walt eng zu­sam­men. Ak­tu­el­le Stu­di­en be­le­gen jetzt, dass Ge­walt­ta­ten von Ju­gend­li­chen stark zu­rück­ge­gan­gen sind. Prä­ven­ti­ons­mass­nah­men wur­den ent­wi­ckelt und um­ge­setzt. Ak­tu­el­le Phä­no­me­ne wie Cy­ber­ge­walt, se­xu­el­le Ge­walt und Hass­re­den er­for­dern laut den Pro­gramm­ver­ant­wor­ti­chen aber die Wei­ter­füh­rung von prä­ven­ti­ven Mass­nah­men. Im Rah­men der 3. Na­tio­na­len Kon­fe­renz in Lu­ga­no tau­schen sich heute und mor­gen über 300 Fach­per­so­nen aus der gan­zen Schweiz über Prä­ven­ti­ons­mass­nah­men und -stra­te­gi­en aus.

Ge­walt unter Ju­gend­li­chen bleibt ein Thema

Be­fra­gun­gen von Neunt­kläss­lern in den Kan­to­nen Waadt und Zü­rich zu ihren Op­fer­er­fah­run­gen sowie zu den von ihnen be­gan­ge­nen Ge­walt­ta­ten be­le­gen, dass Kör­per­ver­let­zun­gen, Raub oder Er­pres­sun­gen in den letz­ten Jah­ren stark zu­rück­ge­gan­gen sind. Den­noch sind Ge­walt­er­fah­run­gen ver­brei­tet. Fast jeder drit­te Ju­gend­li­che ist im Ver­lauf von an­dert­halb Jah­ren Opfer von Ge­walt ge­wor­den, jeder fünf­te gibt an, in­ner­halb eines Jah­res selbst eine Tat be­gan­gen zu haben. Mob­bing ver­la­gert sich auf das In­ter­net und Hass­re­den haben zu­ge­nom­men, eben­so die Ge­walt in ju­gend­li­chen Be­zie­hun­gen.

Gutes Schul­kli­ma und we­ni­ger Al­ko­hol­kon­sum haben Aus­wir­kun­gen

In der Ge­walt­prä­ven­ti­on wur­den mit dem Pro­gramm Ju­gend und Ge­walt in den letz­ten fünf Jah­ren wich­ti­ge Fort­schrit­te er­zielt. Ex­per­ten for­dern des­halb, dass die Mass­nah­men wei­ter­ge­führt wer­den. Prä­ven­ti­on soll­te mög­lichst früh er­fol­gen. Be­reits im Vor­schul­al­ter kann laut den Pro­gramm­ver­ant­wort­li­chen mit ge­ziel­ter För­de­rung Fehl­ent­wick­lun­gen vor­ge­beugt wer­den. In der Schu­le haben sich ins­be­son­de­re Mass­nah­men zur Mob­bing­prä­ven­ti­on, zur För­de­rung von So­zi­al­kom­pe­ten­zen und für ein gutes Schul­haus­kli­ma be­währt. Im öf­fent­li­chen Raum wur­den durch er­höh­te Prä­senz an Brenn­punk­ten, struk­tu­rier­te Frei­zeit­an­ge­bo­te und Mass­nah­men zur Re­duk­ti­on des Al­ko­hol­kon­sums Er­fol­ge er­zielt. Dabei ist ein Zu­sam­men­wir­ken der ver­schie­de­nen Ak­teu­re von El­tern­bil­dung, Kin­der­schutz­be­hör­den, Schu­le, Ju­gend­ar­beit und Po­li­zei wich­tig. Be­reits haben Städ­te und Kan­to­ne auf­grund des Pro­gramms ei­ge­ne Prä­ven­ti­ons­pro­gram­me ent­wi­ckelt. So zum Bei­spiel die Stadt Zü­rich im Be­reich Sport mit dem Pro­gramm „Un­schlag­bar“, bei dem sich Ju­gend­li­che in Sport­ver­ei­nen zu einem re­spekt­vol­len und ge­walt­frei­en Um­gang mit­ein­an­der ver­pflich­ten.

We­ni­ger Ge­walt im öf­fent­li­chen Raum – se­xu­el­le Ge­walt kaum rück­läu­fig

In Lau­sanne und Zü­rich stellt die Eva­lua­ti­on einen Rück­gang der Ju­gend­ge­walt im öf­fent­li­chen Raum be­reits seit 2007 fest. Ins­be­son­de­re bei Kör­per­ver­let­zun­gen und Raub. Dies wird dar­auf zu­rück­ge­führt, dass Min­der­jäh­ri­ge sich we­ni­ger häu­fig im öf­fent­li­chen Raum auf­hal­ten, und dass die Po­li­zei­prä­senz in den Ri­si­ko­zo­nen der bei­den Städ­te zu­ge­nom­men hat. Zudem sei die­ser Rück­gang ver­mut­lich auch auf einen Rück­gang beim Al­ko­hol­kon­sum durch Ju­gend­li­che zu­rück­zu­füh­ren. Im Ge­gen­satz dazu hat die Ana­ly­se ge­zeigt, dass der Rück­gang bei der se­xu­el­len Ge­walt we­ni­ger deut­lich aus­fällt, wobei es ver­mehrt zu se­xu­el­ler Ge­walt unter Gleich­alt­ri­gen oder durch kaum äl­te­re Ju­gend­li­che kommt, wäh­rend se­xu­el­le Ge­walt durch Äl­te­re in den Fa­mi­li­en rück­läu­fig ist.

Prä­ven­ti­on am Bei­spiel der Tes­si­ner Schu­len

Im Rah­men der Na­tio­na­len Kon­fe­renz zu Ju­gend­ge­walt in Lu­ga­no tau­schen sich Fach­per­so­nen über die Sprach- und Kan­tons­gren­zen hin­weg aus und ent­wi­ckeln Lö­sungs­we­ge für ak­tu­el­le Her­aus­for­de­run­gen. Wie das Bei­spiel des Kan­tons Tes­sins zeigt, ori­en­tie­ren sich Kan­to­ne, Städ­te und Ge­mein­den bei der Ent­wick­lung von Stra­te­gi­en und Mass­nah­men an den ge­mein­sa­men Ar­bei­ten auf na­tio­na­ler Ebene und schät­zen die Un­ter­stüt­zung durch den Bund. So konn­te laut den Pro­gramm­ver­ant­wort­li­chen die Ge­walt­prä­ven­ti­on in den letz­ten Jah­ren ge­mein­sam wei­ter ent­wi­ckelt wer­den.

Infos zur 3. Nationalen Konferenz Jugend und Gewalt in Lugano


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