Die Eidgenössische Koordinationskommission für Familienfragen EKFF hat aus Anlass ihres 20-jährigen Bestehens zwanzig Familien aus der ganzen Schweiz eingeladen, um gemeinsam nach Antworten auf die Frage zu finden, wie sie Beruf und Familie vereinbaren und vor welchen Problemen und Herausforderungen sie stehen. Sie hat die Wünsche ausgewertet und zum Thema auch eine Studie publiziert.
Den Familien wurden die folgenden Fragen zur Beantwortung vorgelegt: Wie bringen wir Familie und Beruf unter einen Hut? Welche Faktoren erleichtern oder erschweren die Vereinbarkeit? Was wünschen wir uns als Familie? Die Anliegen der Familien wurden gesammelt, ausgewertet und Nationalratspräsident Stéphane Rossini übergeben.
Eine Studie zum Thema
Um die Weiterentwicklung der schulergänzenden Betreuung in der Schweiz voranzutreiben, hat die EKFF zudem die Studie «Schulergänzende Betreuung aus Eltern- und Kindersicht» in Auftrag gegeben, in der auch die Wünsche der Eltern aufgenommen werden.
Die Studie kommt zum Schluss, dass Familie und Erwerbstätigkeit oder Ausbildung zu vereinbaren, ein anspruchsvoller Balanceakt bleibt. Zwar meistern die Familien die organisatorischen Herausforderungen des Alltags und nehmen ihre Selbstverantwortung wahr. Aber sie stossen dabei an Grenzen. Sie und ihr Umfeld wären auf tragfähige Rahmenbedingungen und Angebote angewiesen, die ihnen erlauben, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Davon würden nicht nur die Familien und ihre Kinder profitieren, sondern auch die Arbeitswelt und die Gesellschaft als Ganzes.
Die EKFF empfiehlt den PolitikerInnen, Fachleuten und den Arbeitgebenden auf nationaler, kantonaler und kommunaler Ebene in folgenden Bereichen gemeinsam zu handeln:
Verfügbarkeit: Tagesstrukturen weiter ausbauen und während der Ferien öffnen
Familie und Erwerbstätigkeit lassen sich effizient und für alle gewinnbringend verbinden, wenn Tagesstrukturen flächen- und zeitdeckend für alle Familien verfügbar sind. Das bedeutet, dass Angebote in ausreichender Anzahl vorhanden sind und diese die Zeit vor der Schule, über den Mittag und nach der Schule an allen Wochentagen sowie an schulfreien Tagen oder bei Unterrichtsausfällen abdecken können. Tagesstrukturen sollen auch während der Schulferien verfügbar sein. Es braucht ebenfalls Lösungsansätze für erwerbstätige Eltern, die unregelmässige Arbeitszeiten haben, an Wochenenden oder in Schicht arbeiten.
Qualität: Qualitätsstandards definieren
Qualitätsstandards im Bereich der schulergänzenden Betreuung sind analog dem Vorschulbereich zu definieren. Diese beinhalten beispielsweise ein pädagogisches Konzept, die berufliche Qualifikation des Betreuungspersonals, den Betreuungsschlüssel sowie die Anforderungen an die Räumlichkeiten, die Verpflegung, die Organisation, die betriebliche Führung und auch die Zusammenarbeit und den Austausch mit der Schule und den Eltern.
Tarife: Die Angebote müssen für alle Eltern erschwinglich sein
Bezahlbare Tarife bzw. Unterstützungsleistungen von Kantonen, Gemeinden und Arbeitgebenden sind unabdingbar, so dass die schulergänzende Betreuung für alle Eltern bezahlbar ist. Aus volkswirtschaftlicher Perspektive muss sich die Erwerbsarbeit lohnen, auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel sowie die Förderung der Erwerbstätigkeit von Frauen.
Umdenken: Schule und Betreuung verbinden
Eine enge Zusammenarbeit und Koordination zwischen Schule und Betreuung ist zentral. Im Idealfall werden Schule und Betreuung als Bildungspartnerschaften gemeinsam gedacht und liegen möglichst nahe beieinander, damit die Übergänge integriert und sicher sind und Synergien, z.B. bei der Nutzung der Infrastruktur, ausgeschöpft werden können. Erst dadurch können die Eltern ohne Unterbruch und unbesorgt ihrer Erwerbstätigkeit nachgehen.
Zugang: Tagesstrukturen für alle Familien ermöglichen
Tagesstrukturen erreichen wichtige Zielgruppen noch nicht. Heute profitieren mehrheitlich Familien mit höherem Bildungsniveau und Einkommen von schulergänzenden Betreuungsangeboten. Die Tatsache, dass Familien mit tiefem Einkommen und Bildungsniveau – häufig auch Familien mit Migrationshintergrund – Tagesstrukturen bislang wenig nutzen, muss zum Handeln anregen. Nebst der Verfügbarkeit und den Tarifen spielt in diesem Zusammenhang auch der Zugang zum schulergänzenden Betreuungssystem bzw. dem Wissen darüber eine entscheidende Rolle.
Vernetzung: Erfahrung und Wissen zugänglich machen und Bewährtes multiplizieren
Eine Vernetzung und Zusammenarbeit der Akteure in der schulergänzenden Betreuung auf nationaler, kantonaler und kommunaler Ebene ist zentral. Es braucht Plattformen, die Wissens- und Erfahrungsaustausch ermöglichen und beim Aufbau und der Weiterentwicklung von Tagesstrukturen helfen.
Hinweis
Die Studie „Schulergänzende Betreuung aus Eltern- und Kindersicht“ kann beim BSV heruntergeladen oder bestellt werden.