Das Bundesamt für Sozialversicherungen hat 2014 seine Unterstützungsbeiräge an die meisten Jugendorganisationen mit evangelischer Trägerschaft gestrichen. Es begründete dies damit, dass die von ihnen betreuten Kinder religiös instrumentalisiert werden. Schweizer Eltern sehen das zu einem grossen Teil anders, wie jetzt eine repräsentative Umfrage des Insituts gfs im Auftrag der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) belegt.
(SSF/gfs) 611 der 1008 von gfs befragten Schweizer haben Kinder. Über die Hälfte dieser Eltern (55%, 339 Personen), haben ihre Kinder schon in freiwillige Jugendlager geschickt. Wiederum knapp die Hälfte dieser Eltern (45%, 151 Personen) geben an, dass dieses Lager einen Bezug zum christlichen Glauben oder zur Kirche hatte.
Freiwillige Kinder- und Jugendlager sind noch immer gefragt, auch solche mit Bezug zum christlichen Glauben. Bei der Offenheit gegenüber christlichen Lagern gibt es Unterschiede zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen. So scheinen solche freiwilligen Kinder- und Jugendlager bei Deutschschweizer Eltern (46%) populärer zu sein als bei Westschweizer Eltern (38%). Ältere Personen (40-64 J. und 65+ J.) sagen signifikant häufiger (je 45%), dass eines dieser Lager einen Bezug zum Glauben oder einer Kirche hatte als die 18-30-jährigen Eltern (35%). Dies kann sowohl damit zusammenhängen, dass solche Lager bei jungen Eltern tatsächlich weniger beliebt sind, als auch dass deren Kinder noch zu klein für diese Lager sind.
Je gläubiger, desto offener für Lager mit Bezug zum christlichen Glauben oder einer Kirche
Erwartungsgemäss beeinflusst der Grad der Gläubigkeit die Offenheit gegenüber christlichen Jugendlagern. Doch auch ein Viertel der Ungläubigen (27%) und denen, die weder ungläubig noch gläubig sind (29%), schicken ihre Kinder in christliche Lager. Bei den Gläubigen liegt dieser Anteil hingegen bei 49 Prozent und bei den sehr Gläubigen sogar bei 77 Prozent.
Zustimmung vor allem bei Evangelischen und Erwachsenen mit eigener Lagererfahrung
Konfessionslose (26%) nutzen dieses Angebot am wenigsten, Evangelische (50%) am häufigsten. Ebenfalls entscheidend ist die eigene Erfahrung der Eltern mit Jugendlagern. Drei Fünftel (59%) der Eltern, die selbst als Kind ein Lager mit Bezug zu biblischer Geschichte oder dem christlichen Glauben besucht haben, schicken auch die eigenen Kinder in solche Lager, gegenüber einem Drittel (35%) der Eltern ohne Lagererfahrung.
Mehrheit offen gegenüber Lagern, in denen „biblische Geschichten“ erzählt werden
Alle 1008 Personen wurden danach befragt, ob sie sich vorstellen könnten (angenommen sie hätten ein Kind im Alter von 6 bis 16 Jahren) ihr Kind in ein Jugendlager zu schicken, wenn dort neben Lagerbetrieb auch „biblische Geschichten“ erzählt würden. Zwei Fünftel der Personen (42%) beantworten die Frage mit auf jeden Fall oder eher ja, ein Drittel (33%) antwortet hingegen mit eher nein oder keinesfalls. Personen die Kinder haben bejahen die Frage häufiger (48%) als Kinderlose (33%). Deutschschweizer (44%) können sich eher vorstellen, ein Kind in ein Lager mit biblischen Inhalten zu schicken als Westschweizer (38%). Mit zunehmendem Alter der Befragten nimmt die Zustimmung für Lager mit biblischen Inhalten zu. Während nicht einmal ein Drittel (29%) der 18-39-Jährigen die Frage mit auf jeden Fall oder eher ja beantworten, ist es bei den über 65-Jährigen über die Hälfte (54%).
Je gläubiger, desto offener für Lager, in denen biblische Geschichten erzählt werden
Wiederum hängt die Offenheit gegenüber biblischen Inhalten mit dem Grad der Gläubigkeit ab. Während nur knapp ein Fünftel (18%) der Ungläubigen sich ein solches Lager für das Kind vorstellen kann und gar knapp zwei Fünftel (39%) mit keinesfalls antworten, können sich drei Fünftel (60%) der Gläubigen und fast vier Fünftel (78%) der sehr Gläubigen ein solches Lager vorstellen.
Evangelische und Erwachsene mit Lagererfahrung offener für Lager mit biblischen Inhalten
Erneut sind es die Evangelischen (52%), die sich Lager mit biblischen Inhalten am ehesten vorstellen können, die Konfessionslosen (19%) können sich dies am wenigsten vorstellen. Auch hier korreliert die eigene Lagererfahrung positiv mit der Wahrscheinlichkeit, ein Kind in ein Lager mit biblischem Bezug zu schicken. Knapp drei Fünftel (59%) der lagererfahrenen Personen bejahen die Frage gegenüber einem Drittel (34%) der Lagerunerfahrenen.
Ähnliches Bild beim Thematisieren des „christlichen Glaubens“
Bei der Frage, ob sich die Befragten auch vorstellen könnten, ein Kind in ein Lager zu schicken, wenn dort neben Lagerbetrieb auch der „christliche Glaube“ thematisiert würde, zeigt sich ein ähnliches Muster, sprich die gleichen Subgruppenunterschiede wie bei der Frage zur „biblischen Geschichte“. Einzig die Antworten keinesfalls nehmen minim zu.
Gläubige bevorzugen Lager mit Bezug zum Glauben
Zusätzlich wurden alle 1008 Personen (also unabhängig davon, ob sie ein Kind haben) befragt, ob sie ein Jugendlager gar bevorzugen würden, wenn dort neben Lagerbetrieb auch biblische Geschichten erzählt respektive der christliche Glaube thematisiert würde. Knapp ein Drittel der Befragten würde solche Lager bevorzugen (Ja-Anteile: biblische Geschichte 28%, christlicher Glaube 27%). Die Gläubigen (41%, 39%) und sehr Gläubigen (je 69%) würden solche Lager mehrheitlich bevorzugen.