Das Angebot von Teilzeitstellen und flexiblen Arbeitsmodellen ist für Arbeitgeber zentral, die für hochqualifizierte Frauen attraktiv sein wollen. Dies bestätigt eine im Rahmen einer Executive-Masterarbeit am Lehrstuhl für Human Resource Management der Universität Zürich durchgeführte Umfrage bei rund 350 gut ausgebildeten Frauen und den 120 grössten Schweizer Arbeitgebern.
(SSF/PFS/YB/PS) Seit Jahren nimmt der Anteil an Frauen unter den Absolventinnen von Betriebs-, Volkswirtschaft- und Jurisprudenz-Studiengängen stetig zu und beträgt an vielen Hochschulen bereits über 50 %. Trotzdem belegt die Schweiz in Bezug auf das Arbeitsvolumen der Frauen in Europa einen der letzten Plätze, und der Schweizer Wirtschaft fehlen die gut qualifizierten Fachkräfte. Woran liegt es, dass trotz der grossen Anzahl an Absolventinnen die Wirtschaft nicht in der Lage ist, dieses Potential besser abzuschöpfen? Yves von Ballmoos und Philipp Schütt gingen der Frage mit einer Masterarbeit nach. Wir bringen die Zusammenfassung.
Die vorliegende Untersuchung bei über 780 sehr gut ausgebildeten Frauen sowie bei hochrangigen HR-Vertretern und -Vertreterinnen der wichtigsten 120 Arbeitgeber in der Schweiz zeigt auf, dass die tiefere Anerkennung von Teilzeitarbeit ein Hauptgrund für das Zurückbleiben der hochqualifizierten Arbeitnehmerinnen (und Arbeitnehmer) auf der Karriereleiter ist. Frauen sind von dieser „Teilzeitfalle“ mehr betroffen, weil sie aufgrund der Kinder eher ein reduziertes Pensum eingehen als Männer. Allein schon die grössere Wahrscheinlichkeit, dass eine Mitarbeiterin ihr Arbeitspensum reduzieren werden wird, bringt ihr Karrierenachteile. Unternehmen können mit der Bereitstellung neuer Arbeitsformen sowie einer grundsätzlich selbstverständlicheren Gleichberechtigung diesen Problemen begegnen. Teilzeit darf nicht als minderwertig gelten. Teilzeit darf kein Karrierehindernis sein, weder in Bezug auf die hochqualifizierten Frauen, noch in Bezug auf die Männer. Neue, flexiblere Arbeitsmodelle auf allen Stufen, welche alle Karrierechancen offenlassen, müssen aktiv nach aussen getragen und unternehmensintern gelebt werden.
Für viele hochqualifizierte Frauen steht der Beruf gemäss unserer Umfrage nicht an erster Stelle: Sie entscheiden sich unter Umständen aktiv gegen einen beruflichen Aufstieg, wenn sie für ihr Hobby, ihre Work-Life Balance oder ihre Familie zu viele Kompromisse eingehen müssten. Besonders Eltern von schulpflichtigen Kindern stehen vor der Frage Familie oder Karriere? Denn die Betreuung schulpflichtiger Kinder während den Ferien ist vielerorts ein ungelöstes Problem. Nur wenige Unternehmen haben erkannt, dass auch sie einen wesentlichen Beitrag zur Lösung dieses Problems leisten und damit ein grosses Potential hochqualifizierter Frauen für sich gewinnen könnten.