Familien wollen eine neu gestaltete Vereinbarkeit von Haus- und Berufsarbeit. Dies bekräftigten Referenten und Podiumsteilnehmer am FORUM WIRTSCHAFT TRIFFT FAMILIE am Donnerstag in Zürich, das von der Schweizerischen Stiftung für die Familie (SSF) organisiert wurde.
In Deutschland ist der Begriff «Neue Vereinbarkeit» bereits gesetzt. In der Schweiz wartet er auf seine Lancierung. Der Diplompsychologe und Familienforscher Joachim E. Lask hat aufgrund von Studien das Buch „Gute Eltern sind bessere Mitarbeiter“ verfasst, in dem er die These, dass die wesentlichen Kompetenzen für Führungsarbeit in einem Unternehmen in der Familie erworben werden, sodass die Chefs eine Auge darauf werfen sollten, wenn sie Führungskräfte einstellen. Lask forscht forscht dazu gemeinsam mit Professorin Nina Junker von der Goethe-Universität Frankfurt, welche den europaweit einzigen Lehrstuhl in diesem Bereich innehat.
Soft skills und Wertebasis werden in der Familie vermittelt
In Zürich wurden die Ausführungen von Lask mit den Familien-Vereinbarkeitskonzepten des Unternehmers Johannes Läderach (Läderach AG), des Personalchefs Robert Heinzer (Victorinox AG) und der Postfinance-Managerin Christiane Herre konfrontiert. Gemeinsam für diese Vertreter von Schweizer Unternehmen ist, dass sie von einer Wertebasis und einer familienfreundlichen Firmenphilosophie ausgehen. Während sich diese im Lauf der Generationen der Gründer und Inhaber von Läderach und Victorinox nur leicht verändert hat, wird sie bei der Postfinance periodisch im Rahmen von strategischen Neuausrichtungen justiert.
Familienkompetenzen bewusst machen
Für Lask ist entscheidend, dass die Unternehmer, aber auch die Eltern, sich erst einmal bewusst werden, dass in der Familie Kompetenzen (Soft Skills) erworben werden, die bei Führungskräften wesentlich sind. Für den Victorinox-Personalchef ist ein familiäres Klima entscheidend, das den Führungskräften den Freiraum gibt, auf Bedürfnisse von Eltern situationsbedingt Rücksicht zu nehmen und angepasste Lösungen zu finden. Johannes Läderach lancierte den Begriff „Family first“. Seine Mutter habe sich während der Kinderjahre ganz auf die Familienarbeit konzentriert. Dass die Karriere darunter nicht leiden muss, beweist die Firma unter anderem auch damit, dass mehr weibliche als männliche Führungskräfte eingestellt sind.
Mehr Flexibilität statt Work-Life-Balance
Dass Elternurlaub, speziell auch Väterurlaub in diesen Firmen schon länger eine Tatsache ist, unabhängig von der Schweizer

Gesetzgebung, bestätigte auch Dr. Christiane Herre von der Postfinance, wobei unterschiedliche Modelle in den drei Firmen gelten. Sie setzte sich zudem für die Abschaffung des Begriffs „Work-Life-Balance“ ein. Familien- und Berufsarbeit dürften auch ineinandergreifen. Sie sieht es als Vorteil, noch abends für die Firma arbeiten zu können, wenn die Kinder im Bett sind.
Für den Moderator und Diskussionsleiter Andreas M. Walker hat das Forum einen wertvollen Impuls gesetzt, der aufgenommen und in weiteren Veranstaltungen konkretisiert werden müsste. Das Forum fand aus Anlass des 20-Jahre-Jubiläums der Schweizerischen Stiftung für die Familie statt.