Erfährt ein junges Paar, dass es Nachwuchs erwartet, so ändert sich auf einen Schlag vieles, wenn nicht gar alles. Nicht nur ein neues Leben ist im Werden, sondern auch eine neue Rolle - und damit leider auch die zunehmende Erfahrung von Diskriminierung, vor allem im Kontext der Berufstätigkeit. Die Antidiskriminierungsstelle der Deutschen Bundesregierung hat vor wenigen Tagen die Ergebnisse einer breit angelegten Studie veröffentlicht. Darin wurde untersucht, inwieweit Eltern und Angehörige pflegende Diskriminierung im beruflichen Umfeld erleben.
Das Ergebnis ist erschreckend: 41 Prozent gaben an, auf Grund ihrer Elternschaft schon einmal diskriminiert worden zu sein. 27 Prozent haben dies im Umfeld der Fürsorge von zu pflegenden Angehörigen erlebt. 56 Prozent der werdenden Mütter haben während der Schwangerschaft mindestens eine diskriminierende Situation erlebt. Ein Problem der Frauen? Nein, zeigt die Studie auf. Männer erleben ähnliche Situationen häufig im Zusammenhang mit der Inanspruchnahme von Elternzeit.
Auch beim Wiedereinstieg berichten 69 Prozent der Mütter und 48 Prozent der Väter von negativen Erfahrungen. Dabei bringen Eltern wertvolle informelle Lernerfahrungen aus der Familienarbeit mit, welche nützlich für das Unternehmen sein können.
Zurück in der Schweiz zeigen Befragungen, dass Teilzeitarbeit beider Elternteile ein kaum gewählte Option ist. Die Vereinbarungsexpertinnen von Tadah (Zürich) haben aktuell in einem Post darauf aufmerksam gemacht.
Gerade mal 8,8 Prozent der Elternpaare mit Kleinkindern in der Deutschschweiz haben dieses Modell für sich gewählt, in den anderen Sprachregionen sind es deutlich weniger. Wenn man den Diskriminierungsbericht aus Deutschland liest, mag man erahnen, warum das so ist: Angst vor Diskriminierung und damit einhergehender Druck gesellschaftlicher Erwartungen, wie die jeweiligen Rollen auszufüllen wären.
Und diese Zahlen sagen noch mehr. Es handelt sich nämlich nicht nur um eine Diskriminierung von Müttern, sondern ebenso von Vätern und da auch Pflegende von Familienangehörigen betroffen sind, muss man klar von einer Diskriminierung der Familie an sich sprechen.
Wir wollen als Stiftung genau darüber sprechen und wissen, welche Erfahrungen Eltern in der Schweiz mit Diskriminierung machen. Hierfür haben wir eine kleine Umfrage gestartet und freuen uns über ihre Teilnahme.
Links zum Artikel:
Studie Antidiskriminierungsstelle
https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/aktuelles/DE/2022/20220524_Caregiverstudie.html
Post Tadah AG
https://www.instagram.com/p/Ce_xR9wOYq9/
Foto: Wes Hicks, unsplash