top of page

Fünf Trends für Familien in der Schweiz

Der 2021 erschienene Statistische Familienbericht ist eine Neuauflage des statistischen Teils des Familienberichts 2017 des Bundesrates (wir berichteten). Es ist nun spannend zu schauen, welche statistischen Trends der neue Bericht aufzeigt.


Der Bericht anerkennt vorab die zentrale Rolle, welche Familie für und innerhalb der Gesellschaft hat. «Der Familie kommt als wichtige soziale Einheit und als erster Ort der Sozialisierung eine zentrale Rolle für die Gesellschaft zu», heisst es dort auf Seite 7. «Innerhalb der Familie werden – namentlich durch Betreuung von Kindern sowie Unterstützung und Pflege von älteren Menschen – unersetzliche Beiträge für das gesellschaftliche Zusammenleben und das Funktionieren der Wirtschaft erbracht.»

Im Vergleich der beiden Familienberichte lassen sich interessante Trends beobachten:


Trend 1: Die grosse Mehrheit der Kinder lebt mit beiden Eltern zusammen

Noch macht die «Erstfamilie», wie sie im Bericht genannt wird (andere sprechen von Kernfamilie), noch knapp 75% der Familien aus. Allerdings ist dieser Trend rückläufig; 2017 betrug ihr Anteil noch knapp 80%. Zugenommen hat dagegen die Zahl der Einelternhaushalte. Ihr Anteil an den Familienhaushalten beträgt jetzt 16,2%. Bei den anderen Familienformen war die Veränderung nicht wesentlich.



Trend 2: Verheiratete Paare haben im Schnitt mehr Kinder

Die 71% verheirateten Paare in Erstfamilien haben im Schnitt 1,9 Kinder, bei den unverheirateten Paaren sind es dagegen nur 1,6. Die Kernfamilie mit verheirateten Paaren erlebt dabei ein deutlich wahrnehmbares West-Ost-Gefälle, als auch ein Stadt-Land-Gefälle.


Trend 3: Kinderlose Haushalte sind das neue Gesicht der Schweiz

Der Trend zu Singlehaushalten ist seit 1970 praktisch ungebrochen. Die Einpersonenhaushalte haben seitdem um 240% zugenommen und bilden inzwischen die Mehrheit der Haushalte. Sie bilden so quasi «das Gesicht der Haushalte in der Schweiz». Hier sieht die SSF durchaus die Gefahr der Vereinsamung, vor allem wenn diese Menschen nicht in aktiven Beziehungsnetzwerken leben. In der Konsequenz droht den Kernfamilien gleichzeitig noch mehr Bedeutungsverlust in den politischen Entscheidungen.

Ebenfalls sehr stark sind die Einelternhaushalte gewachsen, nämlich um 166% seit 1970. Über das damit einhergehende strukturelle sozialwirtschaftliche Problem hat die SFF mehrfach berichtet, denn jeder fünfte dieser Haushalte ist von Familienarmut betroffen. Ausserdem wachsen Kinder aus Einelternhaushalten wahrscheinlicher ohne Geschwister auf, als Kinder in Paarhaushalten.




Trend 4: Paarbeziehungen werden bunter – Ehe bleibt beliebteste Form

Nimmt man alle Paare in der Schweiz zusammen, also Haushalte mit und ohne Kinder, so ergibt sich ein sehr vielfältiges Bild. Neben der beliebtesten Paarform, der Ehe, «gibt es heterosexuelle Paare, die ohne Trauschein zusammenleben, gleichgeschlechtliche Paare mit oder ohne eingetragene Partnerschaft sowie Paare, die nicht zusammenwohnen».

In der Schweiz haben gut drei Viertel (76%) der Frauen und Männer im Alter von 18 bis 80 Jahren eine Partnerin oder einen Partner. Bei 1,2% der Paare handelt es sich um gleichgeschlechtliche Paare, welche jedoch häufiger in getrennten Wohnungen (23%) als heterosexuelle Paare (16%) leben. Sie zählen somit zu den Einpersonenhaushalten.

Von allen Paaren, die zusammen in einem Haushalt leben, sind 81 Prozent verheiratet. Die Ehe bleibt somit ein wichtiger Trend.


Trend 5: Der Wunsch nach Kindern wird hintangestellt

Alle Studien sind sich einig und so verwundert es nicht, dass auch der aktuelle Familienbericht bestätigt, dass fast zwei Drittel der (noch) kinderlosen Männer und Frauen im Alter von 20 bis 29 Jahren sich zwei Kinder (61 Prozent) oder gar drei und mehr Kinder (26 Prozent) wünschen. Der Wunsch der jungen Erwachsenen (und übrigens auch der Teenager) ist der Wunsch nach einer kinderfreundlichen und kinderreichen Schweiz. Die Realität aber sieht anders aus. Die seit 1970 zusammengefasste Geburtenziffer stagniert bei rund 1,5 Kindern pro Frau. Kinder trägt man besser im Herzen, als darunter. Der Kinderwunsch wird (statistisch ausgedrückt) weit nach hinten geschoben. Vor allem Akademiker-Eltern bekommen kaum noch das erste Kind vor dem 30. Lebensjahr.

Zu weiteren Fakten des Berichts «Familien in der Schweiz» haben wir teils ausführlich über Zwischenergebnisse berichtet, gerade im Zusammenhang von Rollenteilung der Geschlechter, Haus- und Familienarbeit oder familienergänzender Kinderbetreuung. Ebenso wurden die Zahlen zur finanziellen Situation der Haushalte mit Kindern in unseren Berichten wiederholt genannt.



Hier geht es zum Bericht des BFS: Familien | Bundesamt für Statistik (admin.ch)



75 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page