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Familie in der Schweiz – im Spannungsfeld zwischen Autonomie und staatlicher Intervention

«Familie ist Privatsache» – dieser Leitgedanke dominiert nach wie vor die Familienpolitik in der Schweiz. Mit allen Vor- und Nachteilen. Wobei die Nachteile heute überwiegen. Dies betonte Andreas Link, Geschäftsleiter der Schweizerischen Stiftung für die Familie, an einem von der ungarischen Karolyi-Stiftung durchgeführten internationalen Symposium.


«Familie als Basis und kleinste Einheit im Staat leistet Enormes für den gut funktionierenden Staat – in der Schweiz, und anderswo», betonte Andreas Link an der Online-Konferenz, die auch von der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Robert-Schumann-Stiftung mitgetragen wurde, am 26. März. «Dieser Leistung gebührt eine permanent hohe Anerkennung und Wertschätzung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.»


Familienpolitik findet kaum statt

Ob die Familien in der Schweiz diese Wertschätzung auch in Form politischer und materieller Unterstützung haben, müsse allerdings hinterfragt werden. Das Leitmotiv der Nichteinmischung habe dazu geführt, dass den Familien eine hohe Eigenverantwortung aufgebürdet werde, insbesondere durch den Bund. Eine Familienpolitik finde in der Schweiz kaum statt. So gebe es kein Familienministerium wie in den umliegenden Ländern und im Zweifel sei Familie ja Privatsache


Die «selbstbestimmte Familie», die zum Beispiel im Fall der Berufstätigkeit beider Eltern hohe Kinderbetreuungskosten übernehmen müsse, mache die Familie daher mehr und mehr zum Luxusgut. Dies erhöhe den Druck besonders auf die Väter in der Schweiz, welche die höchste Erwerbsquote (98%) in der Schweiz aufwiesen. Mit der Folge, dass sie in der Familie wenig präsent seien. Der neue zweiwöchige Vaterschaftsurlaub ändere daran wenig. Unter Existenzdruck litten besonders Alleinerziehende und kinderreiche Familien. Das Alleinernährer-Modell werde immer weniger praktiziert.


Wenig Wertschätzung für Care-Arbeit

Der Geschäftsleiter der Schweizerischen Stiftung für die Familie (SSF) beobachtet zudem eine geringe Wertschätzung für die unbezahlte Arbeit, die öffentlich zu wenig Beachtung finde. Betreuungszeiten und Care würden wenig angerechnet und ausgeglichen, weil die Familie ja eben Privatsache sei.


Diese Spannung zwischen Familie ist Privatsache und politischer Intervention führe letztlich zu einem «Vakuum», welches für die Familie nicht förderlich sei. Link regte deshalb an, den Gedanken der Gleichstellung von Frau und Mann konsequent auf eine Gleichstellung der Kinder auszudehnen im Sinne gleicher Bildungschancen, sowie auf die Familie als solcher, damit diese keinen Nachteil in der gesellschaftlichen Teilhabe hat.

Grund zur Hoffnung sieht Link in der jungen Generation, welche sich Familie und Kinder wünsche, aber unbedingt Freiraum benötige, ihr Modell selbstbestimmt und individuell zu leben. (im.)

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