Eine Großstadt kurz vor der Jahrtausendwende. Ein junges Pärchen sucht eine Unterkunft für die Nacht. Sie haben wenig Geld und sie sind müde. Durch die Strassenzüge jagt ein eisiger Wind. Die Frau ist hochschwanger, schleppt sich mühsam, gestützt von ihrem Partner, durch die fast menschenleere Stadt. Hin und wieder hastet jemand an ihnen vorbei, ohne sonderlich Notiz von ihnen zu nehmen.
In den Sälen der Stadt wird gefeiert. Die Hotels sind überfüllt. Kamerateams mit grellen Scheinwerfern und hochsensiblen Mikros fiebern nach spektakulären Aufnahmen. Limousinen rasen da hin, wo sich die Tische unter der Last von Champagner und Kaviar biegen. Die Bildschirme flimmern. Jeder ist live dabei. Die Stadt feiert sich selbst. Während sich die Blicke auf das exklusive Feuerwerk konzentrieren, gebiert die junge Frau unter Schmerzen ihr Kind. Unbeachtet liegt sie in einer Tiefgarage neben Müllcontainern und Altpapier, zwischen Säcken mit Secondhand-Kleidung. Die Männer von der Müllabfuhr entdecken die Szene zuerst, später auch Diplomaten, die in ihre polierten Autos steigen.
In ähnlichem Umfeld, unter ähnlichen Umständen und genauso unbeachtet könnte Jesus vor 2000 Jahren geboren worden sein. Seinetwegen feiern wir Weihnachten - weil Jesus, der Sohn Gottes, als Mensch in eine ärmliche, um ihren täglichen Broterwerb ringende Familie geboren wurde. In einem Stall begann eine Weltgeschichte, die bis heute nichts an Brisanz und Bedeutung verloren hat. Gott wird Mensch, um zu sagen: "He, ich weiss, wie es dir geht. Ich weiss, was Einsamkeit ist. Ich weiss, was Armut ist, Krankheit, Arbeitslosigkeit, Langeweile, Nichtmehrgebrauchtwerden. Ich weiss, was dir gut tut. Ich möchte dir helfen."

Bildquelle: unsplash / hansjörg keller
Textquelle: livenet.ch / Autor unbekannt