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Hintergrund: Positive Auswirkungen der Elternzeit

Die von der Eidgenössischen Kommission für Familienfragen (EKFF) in Auftrag gegebene Studie (Müller und Ramsden 2017) sowie das Argumentarium (EKFF 2018) zeigen eine Reihe positiver Auswirkungen der Elternzeit auf:

  • Familie: egalitärere Aufteilung der familiären Verantwortung zwischen den Eltern für eine bessere Gleichstellung zwischen Frau und Mann, Unterstützung der Karrierechancen der Eltern, bessere Gesundheit von Kindern und Eltern, positivere Entwicklung der Kinder, stärkere Vater-Kind-Beziehung, vermindertes Armutsrisiko im Rentenalter, insbesondere für geschiedene Eltern.

  • Unternehmen: verstärkte Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte, gesteigerte Produktivität und Mitarbeiterbindung, höherer Nutzen bei der Ausbildung von Mitarbeitenden.

  • Wirtschaft und Gesellschaft: besserer Return on Investment bei der Ausbildung von Frauen, höhere Geburtenziffer, Senkung der Gesundheitskosten, höhere Steuereinnahmen, bessere Altersvorsorge, Senkung der Sozialkosten, weniger Plätze für Säuglinge nötig, weniger Steuerabzüge für die familienergänzende Kinderbetreuung, Chancengleichheit bei der Vertretung von Frauen in Kaderpositionen und Politik. (EKFF Policy Brief 3/2020)


Elternzeit – zwischen den politischen Blöcken

Zu den Gegnern der Elternzeitinitiative gehörte neben der SVP, der EVP sowie der Mitte die Zürcher FDP. Deren Präsident, Hans-Jakob Boesch, ist «sehr froh», dass die Elternzeitinitiative derart deutlich abgelehnt wurde. «Damit dürften auch die Bestrebungen auf nationaler Ebene für je 14 Wochen Elternzeit definitiv vom Tisch sein.» Boesch anerkennt aber, dass sich die Schweiz in Sachen Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch verbessern müsse, ein Ausbau der Elternzeit sei dafür indes die falsche Lösung. «Wichtiger ist es, dass es genügend Krippenplätze gibt, dass das Tagesschulmodell gefördert wird und Ehepaare künftig individualbesteuert werden.» Zudem brauche es eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten. «Corona hat gezeigt, dass die Arbeitnehmenden ihre Verantwortung wahrnehmen können.» Statt Wochenarbeitszeiten brauche es Jahresarbeitszeiten. Solche Lösungen würden aber von Gewerkschaften und SP blockiert. «Es ist höchste Zeit, dass sie auch in diesem Bereich Hand bieten für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.» (NZZ 16.5.22)


Elternzeit im Clinch der Befürworter

«Es ist kompliziert», sagt Daniel Graf. Der professionelle Campaigner und Netzaktivist war der strategische Kopf hinter dem Referendum gegen die E- ID. Er ist auch Mitgründer von Public Beta. Der Verein hatte kurz nach der Annahme des Vaterschaftsurlaubs eine Volksinitiative für eine Elternzeit von 16 Wochen für Mütter und Väter angekündigt und durch sein Vorpreschen einige mögliche Allianzpartner verärgert. Die Initiative wurde schliesslich nicht mehr weiterverfolgt: Die involvierten Parteien, darunter waren Vertreterinnen von SP, Grünen und Grünliberalen sowie Gewerkschaften und Verbände aus dem familienpolitischen Bereich, konnten sich nicht auf ein Elternzeitmodell einigen. Die Meinungen gingen zu stark auseinander.

Daran hat sich bis heute nichts geändert: Die einen befürworten eine paritätische Auszeit für Väter und Mütter. Den anderen ist der Mutterschutz wichtiger als die Gleichstellung; sie fordern deshalb eine Elternzeit zusätzlich zum 14-wöchigen Mutterschaftsurlaub. Andere wiederum wünschen eine flexiblere Variante, mit der Möglichkeit, einen Teil des Urlaubs frei einteilen zu können. Hinzu kommen unterschiedliche Vorstellungen über die Dauer der Auszeit. (Tagesanzeiger, 18.4.22)


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