(al) Je länger Corona unter uns wütet, um so klarer wird, dass die Zeit nach Corona eine andere sein wird. Arbeit 4.0 wird einen grossen Schritt weiter sein und der Ruf nach besonderen Kompetenzen wird immer lauter. Denn Kompetenzen sind die Fähigkeit, Krisen erfolgreich zu meistern oder besser gesagt: Herausforderungen zu bewältigen. Eine Studie unseres Mitarbeiters Andreas Link gibt interessante Einblicke in ein Kompetenzfeld, welches sich vor allem aus der sozialen Interaktion in der Familie heraus entwickelt und welches Eltern beim Pendeln zwischen Arbeit im Haushalt, Arbeit im Büro und Erziehungsarbeit mit den Kindern trainieren wie sonst niemand. Kompetenzen, welche Unternehmen erkennen, wertschätzen und einsetzen sollten. Denn so gewinnen in Zeiten der Corona-Krise alle.
Es geht in einer erfolgreichen Krisenbewältigung nicht nur um die richtigen und gute Ideen, sondern vor allem auch um die richtigen Kompetenzen. Richtige Person, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort. Eine Erfolgsformel, die sehr viel mit Kompetenzen zu tun hat. Aber welche Kompetenzen benötigt eine erfolgreiche Bewältigung der Corona-Pandemie? Oder darf ich besser sagen die Anpassung der Produkte und Prozesse an eine digitalisierte Welt?
Ich werde in diesen Tagen unweigerlich auf unsere Studie zurück geführt, welche wir vor über 10 Jahren gemacht hatten. Unter anderem hatten wir Jugendliche, Unternehmer, Eltern und Lehrer zu den besonderen Fähigkeiten und Kompetenzen befragt, welche Jugendliche für den Arbeitsmarkt und letztlich für eine erfolgreiche Bewältigung dieses grossen Schrittes benötigen. Das Ergebnis war ein völlig neues Kompetenzfeld: wir haben sie Inter-Kompetenzen genannt. Was wir damals festgehalten haben, war 2008 nicht mehr als ein Blick in die Zukunft. Wenn ich das heute lese, dann merke ich, dass dieser Blick aber gestochen scharf war:
"So stehen Jugendliche vor der Herausforderung, interdisziplinäre (vor allem im beruflichen Kontext), inter –soziale, -kulturelle, -geschlechtliche, sowie interreligiöse Kompetenzen aufzubauen und zu trainieren. Die kommunikativen Kompetenzen Jugendlicher müssen von daher in der Lage sein, solche Transferleistungen zu erbringen. Die Chance der Jugend ist von daher, zwischen den Welten Netze zu knüpfen, die nicht selten zu neuen Welten oder Lebensräumen werden und damit althergebrachte Konventionen und Weltbilder erneuern.
Die entscheidende Frage in der Herausbildung solcher Zwischenkompetenzen scheint mir von daher, von welcher „Werte-Mitte“ aus die Jugendlichen agieren und wie eine konstruktive Auseinandersetzung mit tradierten und eigenen Werten geschehen kann."
Für Unternehmen heisst das, gerade jetzt die alten Konventionen beiseite zu schieben und zu schauen, wer diese Inter- oder Zwischenkompetenzen mitbringt. Nur mit diesen Kompetenzen werden Sie auf Dauer erfolgreich sein. Tipp: Eltern und Jugendliche im Unternehmen, denn die trainieren diese täglich. Die Berner Matte-Brennerei rund um Lars Urfer, die jetzt Desinfektionsmittel statt Gin herstellt, hat dies zum Beispiel verstanden und hatte keine Angst, klassische Kompetenzfelder zu verlassen und in der Krise auf Inter-Kompetenzen zu setzten.

Bild: Interkompetenzen - Corona hilft, andere Kommunikationsformen nicht als Zukunftsmodell zu deklarieren, sondern als aktuell zu begreifen. (Danke an: christina-wocintechchat-com-lqPLmYD_MO8-unsplash)