Die Politik des Bundes favorisiert die Forderung der Wirtschaft, mehr Frauen zur Erwerbsarbeit zu motivieren. Dazu wären gute Bedingungen für die Betreuung und Beschulung der Kinder notwendig. Doch hier hapert es noch bedenklich.
Wenn sich Eltern (verstärkt) in der Arbeitswelt engagieren wollen – meistens geht es um die Mütter -, brauchen sie nicht nur gute und kostengünstige Betreuungsangebote, sondern auch gute Schulen für die Kinder. Doch hier zeigen sich aktuell bedenkliche Schwächen. Kitas behelfen sich immer mehr mit Praktikantinnen. In den Schulen fehlen immer mehr gut ausgebildete und fähige Lehrpersonen.
Dass Kindertagesstätten immer öfter auf Praktikantinnen und Praktikanten setzen, liegt nicht nur am Fachkräftemangel, sondern auch daran, dass nach dem geltenden System die Gebühren für viele Eltern schlicht zu hoch sind. Die öffentliche Hand steht nach wie vor zu wenig in er Pflicht, die Eltern zu entlasten. Nach wie vor gilt weithin das Dogma, dass Familie Privatsache sei, was wie eine kräftige Bremse wirkt, wenn Familien stärker unterstützt werden sollen.
Doch auch mit der Schule, auf welche die Schweiz gerne stolz ist, läuft es nicht mehr so richtig gut. Der Mangel an qualifizierten Lehrkräften hat am 8. August die Präsidentin des Lehrerinnen- und Lehrerverbandes, Dagmar Rösler, im Tagesanzeiger zur Aussage verleitet: «Als Mutter würde ich mir Sorgen machen». Der Mangel an qualifiziertem Lehrpersonal führe immer öfter zu Notlösungen.
Das Problem scheint auch systembedingt zu sein: Viele Reformen in kurzer Zeit, immer mehr administrativer Aufwand, Eltern, die sich einmischen. Eine hoch verdiente und geschätzte Lehrerin im Kanton Schwyz mit 40-jähriger Erfahrung antwortete kürzlich in den CH-Medien-Zeitungen auf die entsprechende Frage, sie würde angesichts der heutigen Lage, in der die Lehrerschaft sich befindet, diesen Beruf nicht mehr ergreifen. Als Ursache für das Unbehagen vieler Lehrpersonen nannte sie nebst den vergangenen Reformen, welche die Lehrkräfte administrativ enorm belasten, auch die heutigen Erwartungen und Interventionen von Eltern, die sich ihrerseits unter Druck sehen, den Schulerfolg ihres Nachwuchses sicher zu stellen.
Der aktuelle Lehrpersonenmangel rührt auch von da her, dass viele den Beruf nach kurzer Zeit frustriert an den Nagel hängen. Es braucht hier eine grundlegende Veränderung, die den Lehrkräften wieder den Freiraum schafft, sich auf den Unterricht und die Betreuung der Kinder zu konzentrieren. Zudem muss die Grenze für Kinder, die sich schlecht in den Unterricht integrieren lassen, enger gezogen werden, auch wenn dies dem Zeitgeist widerspricht, der überall Diversität und Inklusion fordert.
Schlussendlich muss auch das Lohnniveau attraktiver gestaltet werden, vor allem in Kindergarten und Primarstufe, denn hier ist der Lehrkräftemangel zum Teil den vergleichsweise niedrigen Gehältern geschuldet.
Auch die Betreuungs- und Erziehungsleistungen von Eltern müssen stärker strukturell und finanziell miteinbezogen werden, leisten diese bis anhin einen Gratisbeitrag, der die Volkswirtschaft jährlich um Milliarden entlastet.
An der Qualität der Bildung und Betreuung unserer Kinder darf nicht gespart werden.