Das Projektjahr 2021 der Schweizerischen Stiftung für die Familie war weiterhin von der Pandemie und deren Folgen geprägt. Von 217 eingegangenen Gesuchen im Jahr 2021 waren 106 direkt auf die Folgen und Auswirkungen von Corona zurückzuführen.
Bei vielen Familien zeigt sich, dass die Schulden während der Kurzarbeit gewachsen sind, wobei sich der Gap zwischen Reallohn und Kurzarbeitsentschädigung über die Monate kumuliert hat. So kann eine vierköpfige Familie mit 4´300 Franken Einkommen, das um 20 Prozent reduziert ist, nicht dauerhaft angemessen leben, was gerade für die betroffenen Kinder in den Familienhaushalten sehr schwierig ist.
Wem wir geholfen haben
Die Stiftung konnte 2021 insgesamt Gesuche von 217 Familien bearbeiten. Die Gesamtzahl der Personen betrug insgesamt 807 Eltern und Kinder. Im Schnitt konnten wir knapp 700 Franken pro bedürftiger Familie an wirtschaftlichen Hilfen geben. Dazu drei Beispiele. (Namen geändert)
Eine Gitarre für Sergej
Dass besonders Kinder und Familien unter den Massnahmen zur Pandemiebekämpfung litten, ist eine Tatsache. Vor allem die Einschränkung der sozialen Kontakte machte ihnen zu schaffen. Vielfach waren Familien mit Alleinerziehenden zusätzlich betroffen. Denn wenn nicht alles so stattfinden kann wie vor Corona, bedeutet dies einen nur schwer zu bewältigenden Balanceakt. Dazu sind Kinder von Alleinerziehenden ohnehin einem besonderen Armutsrisiko ausgesetzt.
Für den elfjährigen Sergej trifft dies alles zu: Weniger Kontaktmöglichkeiten, aber auch weniger finanzielle Möglichkeiten. Dafür hat Sergej eine Mutter, die alles dafür tut, dass es ihren Kindern gut geht. Zusammen mit der zuständigen Sozialhelferin reichte sie ein Gesuch bei der Schweizerischen Stiftung für die Familie ein. Es lautete: Sergej möchte eine eigene Gitarre haben und dazu Gitarrenunterricht. Doch beides lag nicht drin im Familienbudget.
«Als ich das Gesuch zum ersten Mal las, wusste ich sofort, dass ich hier helfen möchte, notfalls aus der eigenen Tasche» erklärte Stiftungsmanager Andreas Link, der selbst begeisterter Gitarrenspieler ist. Er hat daher schnell gehandelt: «Wir haben Sergej ein Semester Gitarrenunterricht bezahlt. Ausserdem war es mir ein Anliegen, ihm eine Gitarre persönlich zu überreichen und ihn dadurch zu motivieren», so Link, der die Gitarre privat spendete.

Der Tag der Übergabe war für Sergej ein Glückstag
Foto: Schweizerische Stiftung für die Familie / privat
Wenn einer Coiffeuse alles über den Kopf wächst
Die bildhübsche Coiffeuse Anna K. aus dem Grossraum Zürich verstand ihr Geschäft. Seit einigen Jahren führte die alleinerziehende Mama von zwei Töchtern einen gut frequentierten Salon in der Stadt. Es lief so gut, dass sie zwei Angestellte bezahlen und auch ein kleines Polster an Rücklagen aufbauen konnte.
Die Pandemie mit Salonschliessungen wuchs ihr dann aber förmlich über den Kopf. Salon zu, Kurzarbeit, Formulare, alleingelassen im Behördendschungel. Dann wieder öffnen und wieder schliessen. In dem ganzen Wirrwarr waren zeitweise plötzlich auch noch die beiden Kinder zu Hause, weil der Lockdown die Schulschliessung bedeutete.
Nach der Wiedereröffnung im Sommer 2021 war die Stammkundschaft jedoch geschrumpft. Zudem waren alle Rücklagen aufgebraucht. Der Salon rentierte plötzlich nicht mehr. «Ich weiss nicht, was ich machen soll. Ich bin mit den Nerven am Ende», so ihre Worte am Telefon.
Anna K. war inzwischen samt ihren Töchtern in psychiatrischer Behandlung, den Salon musste sie aufgeben, innert weniger Monate war ihre Existenz, die sie sich mühsam über die Jahre aufgebaut hatte, zerstört.
Wir haben Anna K. und ihren beiden Töchtern nicht nur mit einer Finanzspritze geholfen, sondern auch ihren Treuhänder motivieren können, mit ihr zusammen nach Lösungen zu suchen, die sie vor dem völligen finanziellen Ruin bewahren.

Bild aus guten Zeiten. Damals lief der Salon von Anna noch wunderbar. (Aus datenschutzrechtlichen Gründen haben wir hier leider ein ähnliches Foto von Anna.)
Foto: photostock